Leute kommt schon, was ist hier denn los?
Zugegeben, es scheint nicht sonderlich clever gewesen zu sein, meine wunderschönen Fingernägel auszuprobieren. Aber wieso wurde daraufhin das Wasser in meinem Schwimmbecken immer weniger? Natürlich war das nicht so geplant. Immerhin hatte ich noch drei oder vier gemütliche Wochen im warmen Nass vor mir.
Und nun? Gestern waren die Laute in der Außenwelt immer lauter und zahlreicher geworden. Die helle Stimme meiner Gottheit schien nach wie vor auf mich einzureden. Auch streichelte sie immer noch die Außenhülle, was ich daran erkennen konnte, dass die Wärme bei mir anstieg. Neben dem gravierenden Verlust von Flüssigkeit war auffällig, dass sich die Kapsel, in der ich mich befand, immer wieder zusammenzog. Die Dämmerung war angebrochen und ich hatte notiert, dass die Bewegungen zu Beginn noch aller 15 Minuten stattfanden, inzwischen war das Zeitfenster auf knapp fünf Minuten zusammengeschrumpft. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie nervig es ist, wenn aller drei Minuten der Platz eng wird. Ich hatte wahrlich besseres zu tun, wollte aber auch nicht ungeduldig werden.
Die Stunden vergingen und der Raum wurde kleiner und kleiner und siehe da: Am Ende des Tunnels war auf einmal ein kleines Licht zu sehen. Abermals verging die Zeit. Inzwischen waren mir die Bewegungen ziemlich egal. Ich ließ mich einfach und hin und hertreiben. Stieß oben und unten, links und rechts an. Es war mir egal. Einfach egal. Ich waberte so vor mich hin. Stellt euch mich als Seestern vor, der auf einem Wasserbett liegt, welches einfach nicht zum Stillstand kommen will. Stundenlang!
Das einzige Highlight war das kleine Licht. War es zu Anfang nur ein kleiner Lichtstrahl, der sich seinen Weg ins Innere brach, war inzwischen ein klarer Kegel zu erkennen. Ich nahm Anlauf und schubste mich mit einem Sprung der Sonne entgegen. Einmal, zweimal, dreimal. Alleh hopp. Und nochmal. War ein ziemlicher Kraftakt, aber die letzten Monate hatte ich auch ausgiebig trainiert.
Kurz bevor ich aufgeben wollte, knallte ich mit meiner Rübe ans Licht. Ich blieb hängen, war wie angesaugt. Mein Herzschlag ging ganz schön nach oben, ich war etwas nervös aufgrund der unerwarteten Entwicklung. Aber meine Neugier trieb mich mehr und mehr der Helligkeit entgegen. Zwischendurch musste ich gaaaaaanz tief Luft holen und auf einmal, war ich, ja wo war ich da überhaupt? Zwei Frauen fingen meinen wahnsinnigen Hechtsprung auf, im Hintergrund standen zwei weitere Frauen in weißen Kitteln und hinten in der Ecke entdeckte ich wimmernd den Onkel, der mich Monate lang mit seinem tiefen “Brrrrr” genervt hatte. Brrrr morgens, brrrrrr Mittags und den Rest könnt ihr euch denken. Hier war ich also nun.