Im Norden ist die Sonne nie zu sehen

Das behaupten zumindest ein paar ganz schlaue Köpfe. Dass das überhaupt nicht stimmt, haben mir Mama und Papa im Oktober gezeigt. Denn da ging es mit Sack und Pack aber ohne Günni, Lola und Bugs nordwärts. Sie kündigten unsere Rundreise mit einem Brimborium an, dass man hätte denken können, wir haben den nächsten Flug zum Mond gebucht. Allerdings war das nicht der Fall, mir wurde gesagt, dass wir in Lübeck starten würden und uns unser Weg nach Kopenhagen in Dänemark führen würde. Vorher war ich ja bereits kurz in Polen gewesen, weshalb ich schon ganz aufgeregt war, die nordische Kultur hautnah zu erleben. 

Unser erster Halt sollte in der Gemeinde Timmendorfer Strand erfolgen. Ich fand den Namen sehr witzig und musste immer wieder kichern. Irgendwie erinnerte er mich jedes Mal an den Namen Timmy. Sehr schräg, dass die Leute dort beschlossen hatten, ihr zu Hause Timmys Strand zu nennen. Er muss sicher sehr einflussreich und angesagt gewesen sein. Und ähnlich verhält es sich auch heute noch! Den Menschen vor Ort war ihre Klasse wirklich anzumerken. Chice Kleidung, ein Glas Sekt hier, ein Glas dort. Boutiquen für Kindermode, die in Mailand und Paris nicht hätte ansprechender sein können. Ich war mal wieder im Himmel. Zum Glück konnte ich meinen eigenen Status aufgrund meines Benz Kinderwagens sehr gut zum Ausdruck bringen, sodass sofort jeder wusste, dass ich etwas ganz besonderes bin. Unsere Unterkunft war übrigens auch sehr schön, man konnte praktisch die Seeluft riechen und die Möwen krächzen hören.

So verbrachten wir ein paar Tage in der Villa von Luisa und hatten eine schöne Zeit. Vor allem, dass ich immer bei Mama und Papa schlafen durfte, hat mir viel Freude bereitet.

Und dann standen wir vor einem großen Pool mit Wasser. Man konnte gar nicht die Begrenzung sehen. Das Wasser kam manchmal ganz nah an uns heran und ging dann wieder zurück. Davon musste ich auch noch Nachts träumen. Vor diesen Wassermassen lag schöner Sand, den ich unbedingt einmal probieren wollte. Ich hatte meine Hand schon fast ausgestreckt, da hieß es, dass er nicht zu essen sei. Und warum backen die etwas größeren Kinder wie mein Freund Ole immer Sandkuchen?

Einen Tag verbrachten wir in Lübeck und ich muss euch eine Empfehlung aussprechen. Lübeck ist wunderschön. Sollte es mich eines Tages in den regnerischen Norden verschlagen, wird es vermutlich nicht Hamburg und auch nicht Bremen werden. Lübeck wäre meine Wahl. Dort scheint es einfach alles zu geben. Gerade und auch schiefe Häuser. Wasser, Wasser, Wasser. Hier und da eine Brücke, die über das Wasser führt. Und Bummelgassen, da könnte man sicher die schönsten Kinderfilme drehen. Ein Träumchen.

Übrigens ist zu jener Zeit dieses verstörende Video entstanden, welches ich euch nicht vorenthalten möchte.

Nach Timmys Strand und dem wunderschönen Lübeck wurde endlich Kopenhagen ins Visier genommen. Ich verstand zu Anfang nicht, wie wir mit unserem Auto über das Meer fahren sollten, aber dazu später mehr. Mama und Papa überlegten die ganze Zeit, wie wir es machen sollten. Die Tour von Lübeck nach Kopenhagen wäre eine Mammutaufgabe gewesen, deshalb sollte ein Zwischenstopp den Aufstieg Richtung Norden erleichtern. Übrigens möchte ich an dieser Stelle ein für alle Mal mit dem Gerücht aufräumen, dass die Sonne nie im Norden vorbeischaut. Sie ist sehr wohl vorbeigekommen, ich meine, wie soll das auch anders funktionieren? Immer Dunkelheit. Also das weiß doch jedes Kind, dass das Blödsinn ist. Deshalb merkt euch: im Norden gibt es die Sonne genauso wie in Leipzig oder Zwiggau.

Als Destination wurde letztendlich Odense auserkoren. Sagt euch nichts? Papa hat mir verraten, dass es gar nichts macht und nur Fußballinteressierte wahrscheinlich von dem Örtchen gehört haben werden. Die Geschichte ist auch relativ schnell erzählt. Wir hatten eine sehr moderne Unterkunft etwas außerhalb der Stadt. Wir checkten mit einem Zahlencode ein und zogen am nächsten Tag wieder unseres Weges. Super einfach, sehr modern. Die Dänen wissen, wie man es machen kann.

Am nächsten Tag ging es nun endlich weiter Richtung Kopenhagen. Kopenhagen! Wir überquerten eine wahnsinnige Brücke. Sowas hatte ich noch nicht gesehen. Man sah den Anfang der Brücke, aber das Ende konnte man nicht sehen. So lang war sie. Bei unserer Überfahrt blickte ich zum Horizont. Mir war in Timmys Strand und Lübeck schon aufgefallen, dass das Wasser einfach nicht aufhören wollte. Ganz hinten war das letzte, was ich sehen konnte, das Meer. Seitdem grübel ich darüber, was wohl danach kommt. Falle ich möglicherweise runter, wenn ich am Ende angekommen bin? Wenn jemand von euch schon mal am Ende war, sagt mir bitte Bescheid, ich kann einfach nicht aufhören darüber nachzudenken.
Nach der sagenhaften Brücke kamen wir an. Kopenhagen, was für eine Stadt. So jung, so lebendig, soooooo teuer. In meinen Träumen kann ich noch das Wimmern von Papa hören, als er die Preise umrechnete. Und das manchmal auch falsch. Großzügig wollten die beiden am ersten Tag zwei Riesenpizzen essen, da Papa meinte, das wäre voll okay für den Preis. Hätte er lieber einmal den Taschenrechner benutzt oder mich gefragt…

Es gibt hunderte Sehenswürdigkeiten. Das Königshaus versprach Glamour, die kleine Meerjungfrau erinnerte mich an Arielle. Überall gab es etwas zu entdecken. Sehr alte und große Gebäude, die aller 15 Minute ein Ding Dong von sich gaben, Parkanlagen zum Entspannen und Elektroautos soweit das Auge reicht. Bei so einer schönen Stadt kann man schon neidisch werden, wenngleich die Preise für die Unterkunft und das leckere Essen das Budget eines jeden Studenten innerhalb weniger Millisekunden pulverisieren. Wenn Papa an Kopenhagen zurückdenkt, höre ich ihn immer noch seufzen. Woran das wohl liegen mag. Aber nun genug des Blabla. Schaut euch diese wunderschönen Bilder an. Der nächste Beitrag folgt bald.

Hätte ich beinahe vergessen. In einer internen Abstimmung wurde das Bild des Urlaubs gekürt. Tut mir Leid Mama, dieses Mal gehört Papa die Krone.

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