Huch, wo bin ich denn hier?
Ich bin gerade aufgewacht und brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass ich ja gar nicht mehr im Bauch von der Göttin liege, sondern neben ihr. Ein nerviges Geräusch weckte mich. Ein Ohrenbetäubendes Piepiep. Das kommt mir aber sehr gelegen, da ich nun ganz schön Hunger habe. Die Göttin wacht auch auf und legt mich an ihre warme Haut. Ein kleiner Zippel steht hervor, an dem ich mich instinktiv anschmiegen möchte. Ich habe so ein Gefühl, dass mich etwas Leckeres erwartet, was mich groß und stark werden lässt. Ich zutsche daran und tatsächlich: warme, leckere Milch kommt heraus. Leider ist das nur von kurzer Dauer. Eine Tante bringt daraufhin ein komisches Teil, was der Brust ähnelt. Die Milch darin schmeckt aber nicht ganz sooo gut. Nach meinem nächtlichen Schmaus kommt die schönste Zeit. Die Göttin legt mich auf ihre Brust und wir kuscheln, bis wir wieder einschlafen. Aber oh…ich glaube, wir müssen nochmal aufstehen, denn gerade habe ich ein warmes Feuerwerk in meiner Windel abgebrannt.
Die Sonne blendet mich, als mich die Göttin mit Küsschen auf der Wange weckt. Einfach himmlisch. Bald darauf sehe ich überall Gesichter. Zwei Augen hier, zwei Augen dort. Viele Tanten und Onkels mit weißen Kitteln, die nicht die Göttin sind, sehen auf mich herab. Sie sind so laut, dass ich nicht schlafen kann, obwohl ich noch sehr müde nach der langen Reise bin. Ich vermute sehr, dass sie über mich reden.
Meine Augen werden wieder schwer. Plötzlich werde ich in fremde Arme gegeben. Eine Frau wiegt mich und spricht leise zu mir. Dann höre ich oft Klick Klick Klick und helles Licht blendet mich. Die Tante nennt sich selbst Oma Grit. Oma. Ein komisches Wort.
Danach liege ich wieder ganz nah an der Göttin. Ich höre ihre tiefen Atemzüge und schmiege mich ganz doll an sie. Das ist schön. Ab und zu suche ich wieder den Zippel von letzter Nacht.
Doch dann klopft es an der Tür und plötzlich stehen wieder vier Personen im Zimmer. Die Stimme des einen Onkels kannte ich schon aus den letzten Monaten. Er hatte mich ständig mit seinem „Brrr“ genervt, als ich im Bauch schlafen wollte. Die Göttin flüstert mir ins Ohr, dass das Papa ist. Papa riecht sehr gut. Er war schon gestern bei meiner Ankunft dabei gewesen und empfing mich mit tränenden Augen. Warum er weinte, verstehe ich nicht? Ob er mich nicht leiden kann?
Die anderen drei Menschen scheinen mit meiner Göttin verwandt zu sein. Die Rothaarige sieht ihr zum Verwechseln ähnlich und reißt die ganze Zeit Witze. Die anderen beiden hören auf den Namen Oma Anett und Opa Uwe. Ich werde wie eine besondere Attraktion von einem Arm zum nächsten herumgereicht. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie anstrengend es sein kann, ständig im Mittelpunkt zu stehen. Ständig taucht der Name “Mama” auf. Alle reden immer auf mich ein und sagen zu meiner Göttin immer wieder Mama. Mama. Endlich kenne ich ihren Namen.
Nachdem der Besuch sich nach dem zehnten Küsschen und dem zwanzigsten Bild von mir verabschiedet hat, bleiben Papa und Mama die ganze Zeit bei mir. Mama, Papa und Charlotte. Doch für morgen scheint sich weiterer Besuch anzukündigen. Ich bin schon gespannt.

Voll cool. Alles Liebe und Gute für Euch.
Cathleen